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Die Oberkirche St. Nikolai

Die Oberkirche St. Nikolai

Wie die St. Michaeliskirche im Unterdorf wurde auch die St. Nikolaikirche im Jahr 1262 erstmalig urkundlich erwähnt. Bis ins 15. Jahrhundert hatte sie einen eigenen Geistlichen. Das Patronat hatte der jeweilige Besitzer des Ritterguts Hs.-Nr. 87 (heute Petrosilienstraße 10) inne.

 

Nach einem Brand im Jahr 1650 neu errichtet, konnte die Kirche schon 1738 wegen großer Baufälligkeit nicht mehr besucht werden. Die Steine des auf Abbruch gekauften alten Amtshauses Mariengarten wurden für den Neubau der St. Nikolaikirche verwendet. 1751 begann der Wiederaufbau als schlichter Barockbau. Der erste Gottesdienst konnte im Jahr 1756 gehalten werden, doch der innere Ausbau zog sich bis 1768 hin. In den Jahren 1890er Jahren fand eine umfangreiche Instandsetzung statt. Im Archiv des Kirchenkreises befinden sich Unterlagen über durchgeführte Maurer- und Anstricharbeiten. Unter Anderem wurde ein Türmchen errichtet und ein handgemaltes Buntglasfenster in die Ostwand hinter dem Altar eingesetzt.

 

Wegen der Planung weiterer schulischer Bauten und Baufälligkeit der Oberkirche St. Nikolai entschloss man sich 1971 zum Abbruch des Gotteshauses. Der letzte Gottesdienst war 1943 abgehalten worden. In den letzten Jahren vor dem Abbruch hatte die Kirche als Lagerraum gedient. Die Gebeine des alten Friedhofs wurden umgebettet und die Bagger rückten an. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung blieb von der Oberkirche St. Nikolai nur noch ein Haufen Schutt.

Quellen: „Groß Schneen im Wandel der Zeiten“ von Heinrich Lücke, 1938; Bericht von Pastor Schramm von 1860, aus Pfarrarchiv, Stand: 16.07.2017


Was blieb von St. Nikolai?

Zwei Altarleuchter aus Zinn, Taufschalen, goldverzierte Kelche und Oblatendosen befinden sich heute in der Unterkirche St. Michaelis bzw. im Pfarrhaus in Groß Schneen.

 

Die historische Denkmalorgel, 1795 von Joh. Wilh. Schmerbach (der Mittlere) erbaut und vom Patron von Hugo gestiftet, erklingt noch heute in der St. Martinikirche in Bischhausen.

 

Der Altar, die Kanzel und auch ein Teil der Kirchenbänke wurden in die Kirche Gelliehausen eingebaut. Nach der Renovierung dieser Kirche fanden diese Gegenstände keine Verwendung mehr. Nur das Kruzifix des Nikolaialtars versieht noch immer seinen Dienst in der Friedhofskapelle in Gelliehausen.

 

Und ein Hinweis mit einer gewissen Aktualität: ein Teil des Kirchengestühls hat den Heimkehrern im Lager Friedland im damaligen Lagerkino in der „Betreuungshalle Nr. 36“ als Sitzgelegenheit gedient.

 

Als weiteres Erinnerungsstück wurde seinerzeit die Kirchentür der abgerissenen St. Nikolaikirche als Eingangstür in das Haus des Heimatvereins auf dem Einzelberg eingebaut. Durch die ehemals auf der Nordseite der Kirche eingebaute Tür betritt man heute die Räume unserer Historischen Sammlung.

 

In der Historischen Sammlung werden einige Gegenstände aus der Oberkirche ausgestellt, wie z. B. die Wetterfahne mit Dokumentenkugel und der Taufbeckenständer.

 

Seit August 2017 zeigen wir auch das restaurierte Glasmalerei-Fenster aus dem Jahr 1893.

Stand: 30.10..2017


Geschichte des Kirchenfensters

Am 8. September 1893 beschloss der Kirchenvorstand laut Protokoll u.a. die Errichtung eines Türmchens und den Einbau eines Glasfensters. Schon am 4. Oktober 1893 ging das Angebot des Glasers Wilhelm Werner aus Göttingen ein. Ein Frachtbrief vom 20. Oktober 1894 belegt den Transport von gemaltem Glas, Eisenrahmen und -teilen der Fa. Ferd. Müller aus Quedlinburg bis zum Bahnhof in Friedland. Nach dem Einbau schickt Wilhelm Werner seine Rechnung für ein gemaltes Altarfenster in Höhe von 161,55 M (heute ca. 1000 €) an die Kirchengemeinde.

 

Kurz vor dem Abbruch der Kirche im Jahr 1971 wurde das aus vier Feldern bestehende Glasmalereifenster auf Veranlassung von Wilhelm Schöttel für eine Kiste Bier von den Arbeitern ausgebaut. Bei der Rettung am 20.03.1971 halfen H. Feldmann, K. Grewe, H. Uschkurat und Fr. Grewe. Im gleichen Jahr zog es nach Hannover zu Melitta Schöttel um.

 

Im Jahr 2011 wurde das Fenster zurück nach Groß Schneen gebracht und dem Heimatverein übereignet. Es lagerte in desolatem Zustand in der Historischen Sammlung, weil die Mittel zur Restaurierung fehlten. Nach ersten erfolglosen Versuchen vermittelte im September 2015 Herr Ester vom Amt für Bau- und Kunstpflege der Landeskirche Hannovers in Göttingen den Kontakt zu der Glaswerkstatt Schneemelcher in Quedlinburg.

 

Bei der Begutachtung stellte sich heraus, dass der Hersteller des Fensters die Vorgängerfirma der heutigen Glaswerkstätte Schneemelcher war.

Quellen: aus Kreiskirchenarchiv: Bericht Pastor Schramm v. 1860, Angebot W. Werner v. 1893, Frachtbrief v. 1894,

Rechnung W. Werner v. 1894; aus Pfarrarchiv: Kirchenvorstandprotokoll v. 1893; Melitta Schöttel, Stand 21.09.2017


Beschreibung des Kirchenfensters und Restaurierung

Das handgemalte Fenster besteht aus vier Feldern mit einem symmetrisch-floralen Muster in vollflächiger Schwarzlotmalerei mit umlaufenden Friesen. Es handelt sich um einen wertvollen zusammenhängenden Glasmalereibestand. Die Bleifelder wurden mit verschiedenfarbigen Tischkathedralgläsern gefüllt. Eine Besonderheit ist der aus drei Epochen erhaltene „Opferfries“ (Randstreifen), der Teile aus verschiedenen anderen Glasmalereien (u.a. Schriftband aus Profanmalerei) enthält und ursprünglich durch Wandputz verdeckt war. Am unteren Rand des Fensters findet sich die Aufschrift: „Ferd. Müller; Quedlinburg a/H 1893“.

 

Um das Fenster zu erhalten, zu stabilisieren und in der Historischen Sammlung aufzustellen sind folgende Arbeiten durchgeführt worden:

  • Ersatz partiell zerstörter bzw. fehlender Einzelgläser durch getönte Gläser mit leicht gewischten Überzügen, die den floralen Ornamenten nachempfunden sind, um die Fläche optisch zu schließen

  • Kleben gesprungenen Gläser

  • Löten gebrochener Bleie und Lötstellen

  • Erneuerung bzw. Neuverbleiung der Randbleie

  • Hochkrempen der Bleibacken

  • Verstreichen mit zähflüssigem Leinölfirnis und Abreinigung mit Sägespänen und Schlämmkreide

  • Auflötung von Kupferhaften zur Befestigung der Windeisen

  • Herstellung eines Eisenrahmens aus Profilen mit oberen Stichbogen und drei Sturmeiseneinteilungen mit Deckschienen

Quellen: Angebot Fa. Schneemelcher v. 7.12.2015; Stand 30.10.2017


Förderung und Spenden zur  Restaurierung und Aufstellung  des Fensters

Das Glasmalereifenster der ehemaligen Oberkirche St. Nikolai restaurieren zu lassen und in der Sammlung hinterleuchtet aufzustellen, konnte nur mit Hilfe von Förderungen und Spenden durchgeführt werden.

 

Eine Zuwendung in namhafter Höhe erhielt der Heimatverein von der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft für die Restaurierung.

Sehr viele Spenden, überwiegend von Privatleuten, aber auch von Firmen und dem Ortsrat, unterstützten dieses Projekt.

 

Der Verkauf von Brennholz vom Einzelberg hat ebenfalls zur Verwirklichung beigetragen. Mitglieder des Heimatvereins rückten, sägten, stapelten und spalteten Holz.

 

Einen weiteren Teil der Finanzierung erbrachten die Einnahmen aus dem Kalenderverkauf. Der Druck des Kalenders für 2017 mit Themen aus der Ortsheimatpflege wurde von der VR-Bank in Südniedersachsen eG durch „Wir tun Gutes“ gefördert.

 

Wir, die Arbeitsgruppe der Historischen Sammlung, freuen uns sehr, das restaurierte, stabilisierte und hinterleuchtete Fenster ab August 2017 hier präsentieren zu können.

 

Allen, die dieses Projekt unterstützt haben
- finanziell oder in anderer Weise- sei Dank gesagt!

Calenberg-Grubenhagensche Landschaft

Die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft ist eine historische Landschaft, die aus den Ständevertretungen ehemaliger Fürstentümer hervorgegangen ist. Zusammengesetzt aus den drei Kurien „Klerus“, „Landadel“ und „Bürgerschaft“ bildeten sie die örtlichen Repräsentanten gegenüber den Fürsten – und stellten damit eine erste Form demokratischer Mitverwaltung dar.

 

Heute ist die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und steht unter der Aufsicht des Landes Niedersachsen. Sie ist in drei Kurien gegliedert: die I. Kurie der „Ritterschaft“ (Besitzer von Rittergütern), die II. Kurie der „Städte des Landschaftsgebietes“ sowie die III. Kurie der „freien Bauern“, die heute auf Vorschlag des Landvolkes gewählt werden. Ihren Sitz hat sie im Börsengebäude in Hannover, An der Börse 2.

 

Sie widmet sich der regionalen Kulturförderung und Identitätspflege und ist – im Verbund mit den sechs anderen niedersächsischen Landschaften – u. a. Träger der VGH Versicherungen. Zuwendungen der Landschaft gehen z. B. an Chöre, Museen, die Orts-Heimatpflege und regionale Künstler. Voraussetzung für eine Förderung ist stets ein regionaler oder inhaltlicher landschaftlicher Bezug.

 

Unser Projekt Restaurierung, Aufstellung und Hinterleuchtung des Glasmalereifensters der ehemaligen Oberkirche St. Nikolai in Groß Schneen wurde von der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft mit einem namhaften Betrag gefördert.

Quelle: Internetseite vom 14.07.2017: http://cg.landschaften.de

Abriss Oberkirche 03. Mai 1971
Abriss Oberkirche
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